Kultspeisen zu Ostern – Grünzeug und Ei

Der Gabentisch von Mutter Erde ist im Frühling ganz besonders reich gedeckt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass neben Eiern in allen erdenklichen Varianten zu Ostern auch allerlei Grünzeug mit auf den Teller kommt. Nach dem langen Winter mit weniger Bewegung und eher kräftigen, erdenden Speisen, stellt die Natur im Frühjahr für Mensch und Tier ganz besonders viele Heikräuter zur Verfügung.

Entgiftung, Reinigung und Entschlackung ist jetzt angesagt. In diesem Artikel erfahrt ihr mein Lieblingsrezept für Neunkräutersuppe, warum zu Ostern Eier gegessen werden und was es mit den traditionellen Karfreitagseiern auf sich hat.


Zur Osterzeit stehen Kräuter zur Entgiftung, Reinigung und Entschlackung auf dem Speiseplan.

Zur Osterzeit stehen Kräuter zur Entgiftung, Reinigung und Entschlackung auf dem Speiseplan.

Warum werden Eier zu Ostern gegessen?

Wie bereits in meinem Artikel Osterbräuche rund ums Ei ausführlicher beschrieben, reicht der Eierkult zu Ostern weit über die kirchliche Traditionen hinaus. Er ist ein volkstümliches Element mit heidnischen Wurzeln. Schon in vorchristlichen Zeiten wurden im Frühjahr Eier gefärbt, in der Erde vergraben, verschenkt und natürlich auch ganz besonders üppig gegessen.

Die vielen Osterspeisen mit Eiern sind glücklicherweise lebendige Tradition. Zu Ostern können wir uns und unserer Familie eine magische Kultspeise mit Eiern und allerlei Grünzeug kochen. Damit versorgen wir uns mit purer Vitalkraft und verbinden uns ganz bewusst mit den Kräften des Lebens.

Die besondere Kraft von Eiern im Frühjahr

Als Sitz des Lebens spenden Eier Kraft und Gesundheit. Eiern, die in der Zeit des erwachenden Frühlings gelegt werden, wird nachgesagt, dass sie besonders reich an Lebens- und Vitalkraft sind. Diese Kraft wurde nicht nur auf Äcker und Felder, sondern auch auf den Menschen übertragen, indem man sie verspeiste.

So ist es nicht verwunderlich, dass auch heute noch an Gründonnerstag und insgesamt zum Osterfest traditionell Eier gegessen werden. In manchen Gegenden werden für die Osterküche auch Karfreitagseier verwendet.

Ungekühlte Eier von glücklichen Hühnern

Für Osterbräuche mit Eiern braucht es natürlich gesunde und möglichst unbelastete Eier von glücklichen Hühnern. Ein Ausflug aufs Land zu einem Bauern oder der Einkauf auf einem Bauernmarkt – sofern das in diesem außergewöhnlichen Jahr möglich ist – lohnt sich dafür wirklich.

Achtet neben der Auswahl der Eier auch auf eine natürliche Aufbewahrung, damit sie ihre Kraft behalten. Wenn Eier aus dem Supermarkt die einzige Möglichkeit darstellen, dann sind ungekühlte Bio-Eier die beste Alternative. Denn nur Eier, die schon mal gekühlt waren müssen im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Magische Neunkräutersuppe

Die Neunkräutersuppe ist in der christlichen Tradition ein klassisches Gründonnerstagsessen geworden, denn auch frische Pflanzenkraft will in der Osterzeit mit auf den Tisch. Auch hier ist der Brauch schon viel älter – bereits die alten Germanen kannten die Neunkräutersuppe und stärkten damit ihre Abwehrkräfte.

Ich liebe liebe liebe Neunkräutersuppe und sie kann bei mir im Frühjahr gar nicht oft genug gegessen werden. Suppen mit frischen Wildkräutern sind absolutes Seelenfutter, stärken auf allen Ebenen und machen einfach nur glücklich.

Welche Kräuter?

In die Neunkräutersuppe darf fast alles rein, was der Frühling so sprießen lässt:

  • Brennnessel,

  • Giersch,

  • Gänseblümchen,

  • Taubnesselblätter,

  • Löwenzahn,

  • Vogelmiere,

  • Knoblauchsrauke,

  • Bärlauch,

  • Spitzwegerich,

  • Sauerampfer,

  • Schafgarbe,

  • Gundermann und

  • Petersilie.

Lass Dich beim Sammeln von der Umgebung inspirieren und wähle am besten das, was direkt in Deiner Nähe wächst. Wenn möglich, sammle Wildkräuter im eigenen Garten. In freier Natur bediene Dich sparsam, ausschließlich in unbelasteten Umgebungen und nur da, wo das Sammeln von Kräutern erlaubt ist.

Achte beim Sammeln auf eine ausgewogene Auswahl an Kräutern. Je bitterer die Pflanzen, desto sparsamer damit umgehen. Obwohl Bitterstoffe ja unheimlich gesund sind, kann der Geschmack von zu vielen Löwenzahnblättern in der Neunkräutersuppe ganz schön dominant werden. Bei der Neunkräutersuppe sollen ja alle Pflänzchen in einer geschmacklichen Sinfonie zusammenkommen.

Zum Garnieren werden Blüten und feinere Wildkräuter wie Knoblauchsrauke oder Gundermann benutzt, damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

Wieviele Kräuter?

Neun Kräuter an der Zahl kommen für die Neunkräutersuppe traditionell in den Suppentopf. Die Neunkräutersuppe wird im Neunkräutersegen, einem Werk altenglischer Dichtung aus dem 9. und 10. Jahrhundert im Manuskript der Lacnunga schriftlich beschrieben. Die Lacnunga (altenglisch für Heilmittel) ist eine Sammlung altertümlicher Heilmethoden, bei denen auch mit Sprüchen die Kraft der Pflanzen gerufen wird, bevor sie zur Suppe verarbeitet werden.

Bereits für unsere keltischen und germanischen Vorfahren war die Neun eine heilige Zahl, die beispielsweise auch beim Neunerlei Holz zum Ausdruck kam. Die Zahlenmagie findet im alten Brauchtum immer wieder Anwendung. Es handelt sich um heilige Zahlen, die vorwiegend ungerade sind und die Wirksamkeit der Kräuter erhöhen sollen.

Rezept für Neunkräutersuppe

Meine Lieblingsvariante für eine Neunkräutersuppe koch ich auf Basis von Kartoffeln oder gerösteten Cashewkernen. Pro Kopf nehme ich eine Hand voll junger Pflanzen. Wenn Kinder mit am Tisch sitzen, die an den Geschmack von Wildkräutern noch nicht gewöhnt sind, nehme ich gerne auch etwas Spinat mit dazu.

Die Kartoffeln werden als Salzkartoffeln ohne Schale in Schnitzen geschnitten vorgekocht. Der Kartoffelsud wird abgegossen, um darin die Kräuter zu blanchieren. Dann ein Einbrenn mit Butter und Zwiebeln machen und mit der Brühe aufgießen. Kräuter und Kartoffeln mit dazugeben und alles kurz pürieren.

Mit Salz, Pfeffer, Muskat und Schmand oder Hafersahne abschmecken. Obendrauf ein paar frische Kräuter zum Garnieren streuen und bei Bedarf ein gekochtes Osterei in der Suppe versenken. Mit den Liebsten teilen, danken und pure Vitalkraft und Lebensfreude genießen.

Für die Variante mit Cashewnüssen röste ich die Nüsse vorab bei niedriger Temperatur in Butter oder Sonnenblumenöl an und gebe sie anschließend zum Zerkleinern in den Mixer. Die grob gemahlenen Nüsse kommen mit den Kräutern ins Einbrenn dazu und alles andere ist vom Ablauf her gleich.

Magische Karfreitagseier

Die Karfreitagseier sind eine Tradition, die in vielen Teilen Europas verbreitet ist und in manchen Regionen bis heute zelebriert wird. Dabei handelt es sich um Hühnereier, die an Gründonnerstag oder Karfreitag gelegt wurden. Wie dem Osterwasser auch, werden den Karfreitagseiern ganz besonders wundersame Kräfte nachgesagt. Sie wurden nicht nur gegessen, von den Männern direkt im Hühnerstall roh geschlürft, sondern fanden auch allerhand andere Anwendung:

Als Glücksbringer, zum Schutz vor Gefahren oder als ganz besondere Stärkung für Vieh und Mensch werden sie von manchen Bauern bis heute im Haus aufbewahrt. Noch viel abenteuerlicher steht im „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens“ aus dem Jahr 1931/1932 geschrieben:

„Karfreitagseier schützen vor Krankheiten und Seuchen, ziehen Fieber an sich, feien gegen Kreuzschmerzen und Koliken, verhindern Wundliegen und bringen Muttermäler zum Verschwinden.”

Karfreitagseier halten ganz besonders lange, ohne schlecht oder faulig zu werden. Nach alten Überlieferungen durften sie weder bemalt noch anderweitig verziert werden. Daraus lässt sich auch eine ganz plausible Erklärung für die lange Haltbarkeit der Karfreitagseier finden. Weil mit diesen Eiern ganz besonders sorgsam umgegangen wurde, blieb ihre Schale unversehrt. Eier ohne Sprung in der Schale trocknen langsam aus, anstatt zu faulen und im Laufe der Zeit mächtig zu stinken.

Trotz plausibler Erklärung und jeder Menge überliefertem Aberglauben: Ich mag die Magie ums Karfreitagsei und bin auch immer offen für die unerklärbaren Dinge zwischen Himmel und Erde. Weil der Glaube ja bekanntlich Berge versetzen kann, lasst sie uns doch versetzen, diese Berge. Ich werde sicherlich ein Karfreitagsei im Garten vergraben oder an einer besonderen Stelle im Haus Glück, Schutz und Gesundheit damit zaubern. Anstatt nach dem Sinn des Lebens zu fragen, gebe ich ihm lieber einen.


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